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Roland Salz                                                                      
                                          Meditationen über Topographie und Geschichte

II.2. Fränkische Eroberung und Christianisierung

 

Sowohl das Pferdegrab als auch die in den menschlichen Gräbern ge- fundenen Grabbeigaben (unter anderem eine Glasperlenkette) zeigen, daß das oberhalb von Gutingi gefundene Reihengräberfeld noch auf alte, heidnische Bestattungssitten zurückgeht.

          Im Gegensatz zu Sachsen war das fränkische Großreich schon in früher Zeit christlich geworden. Wenn auch mehr aus machtpolitischen Erwägungen denn aus christlicher Überzeugung hatte sich bereits der merowingische Reichsgründer Chlodwig, der, nachdem er sich durch Verrat, List und systematischen Verwandtenmord an die Spitze seines Stammes gearbeitet hatte, mit ebenso rücksichtslosem Machtwillen an die Eroberung fast des ganzen heutigen Frankreichs ging, am Ende des 5. Jahrhunderts demonstrativ mit 3000 Gefolgsleuten in Reims taufen lassen. Geschickt machten sich Chlodwig und seine Söhne daraufhin die Unterstützung der Kirche zunutze, um ihre Expanionspolitik fort- zusetzen, denn die Bischöfe sahen in ihr nur die wünschenswerte Ausdehnung des Christentums in den noch weitestgehend heidnischen germanischen Raum.

          Nicht viel anders war die Situation 250 Jahre später, als Karl der Große daranging, den mächtigen Stamm der Sachsen zu „bekehren“. Allerdings hatte das christliche Bekenntnis des Karolingerreichs in der Zwischenzeit durchaus eine spirituelle Festigung erfahren. Im 7. Jahr- hundert war es von einer Welle zuerst irischer, dann angelsächsischer Missionare erfaßt worden, die das Land in tiefer Glaubensüberzeugung, schwarzgekleidet und zu Fuß durchzogen und mittels zahlreicher Klostergründungen die neue Religion in den Weiten des Reiches verankerten. Der englische Benediktinermönch Winfried ging schließlich daran, die Missionierung planmäßig und flächendeckend zu betreiben und ein systematisches – nebenbei auch hierarchisch geordnetes – Netz von christlichen Gemeinden aufzubauen. Hierzu hatte er sich persönlich den Segen des Papstes geholt, der ihn 732 zum „Missions- erzbischof von Germanien“ machte und ihm den Namen Bonifatius verlieh. Bonifatius gründete, neben vielen anderen, das Kloster Fulda, das er zum Zentrum seiner Missionstätigkeit im Osten des Karolinger- reichs machte. Zwanzig Jahre nachdem Bonifatius bei den Friesen, die er erneut persönlich zu christianisieren versucht hatte, der Märtyrertod ereilte, war das Kloster Fulda maßgeblich an der Mission in Sachsen beteiligt, die von hier, vom heutigen Hessischen aus im Gefolge der militärischen Feldzüge Karls des Großen voranschritt.

 

 

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